Der Kfz-Sachverständige zwischen KI und Klemmbrett

35. Kfz-Sachverständigentag des BVSK am 29.10.2021 in Potsdam

Nachhaltigkeit ist mehr als nur Klimaschutz. Auch menschenwürdige Arbeit, Wirtschaftswachstum und bezahlbare und saubere Energie gehören zu den Zielen. Global betrachtet benötigt Wohlstand immer auch Mobilität und verfügbare Energie.

Eindrucksvoll zeigte Dipl. Ing. Wolfgang Maus in seinem Eröffnungsvortrag zum 35.Sachverständigentag am 29.10.2021 in Potsdam, dass Wohlstandswachstum immer mit der Erschließung neuer Energiequellen einherging. Will man aus Energiequellen – aus guten Gründen – ausstiegen, benötigt man adäquat leistungsfähige Alternativen. Wolfgang Maus zeigte klimagerechte und zugleich wohlstandsfördernde Lösungen auf und wies auch auf die Chancen für Entwicklungsländer hin, wenn diese in die Lage versetzt würden, klimaneutrale Kraftstoffe zu produzieren.

Herr Dipl.-Ing. Nikolaus Mayerhofer, Gründer und CTO des österreichischen StartUps AVILOO, führte anhand mehrerer Beispiele eine entwickelte Lösung vor, mit der Sachverständige belastbare Batteriegutachten zur Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Reichweite einer E‑Auto Batterie erstellen können.

Herr Carsten Krause, Ingenieur der Chemie sowie Gründer und Projektleiter von HyCologne – Wasserstoff Region Rheinland e.V., zeigte die Perspektiven von Wasserstoff für die Energiewende und die Mobilität. Wasserstoff wird in Zukunft in großem Maßstab hergestellt werden, um den enormen Energiebedarf der Industrie decken zu können – auch beim Schwerlastverkehr auf der Straße oder der Schiene. Dort könne Wasserstoff seine Vorteile wie Null Emissionen, große Reichweiten und schnelles Betanken ausspielen.

Herr Robert Tietje von Volkswagen ist seit 15 Jahren intensiv an der Entwicklung und Markteinführung diverser E-Autos verschiedener Hersteller beteiligt. In seinem Vortrag Hochvolttechnik für Sachverständige räumte er mit gängigen Mythen und Meinungen rund um Elektrofahrzeuge auf. Der zuweilen emotional geführten Diskussion zur Elektromobilität setzte er eine angenehm sachliche, ingenieurs-wissenschaftliche Herangehensweise entgegen.

Digitalisierung und künstliche Intelligenz waren bereits Thema auf dem vorgelagerten BVSK-Strategietag. Mit den Chancen und Risken beschäftigte sich Herr Jens Nietzschmann, Geschäftsführer der DAT, in seinem Vortrag. Dabei führte er den Anwesenden am Beispiel von DAT vor Augen, dass Tradition kein Geschäftsmodell ist. Man muss sich mit Techniken und Technologien beschäftigen, will man am Markt bestehen oder sogar seine Marktchancen erweitern.

Den traditionellen juristischen Vortrag hielt Thomas Offenloch, Richter am BGH. Als „Auflockerung zwischen Autobatterie und Wasserstoff“ verschaffte er den Teilnehmenden einen Überblick zur Rechtsprechung seines VI. Zivilsenat. Schwerpunkte waren das Kfz‑Sachverständigenhonorar und das Kfz-Sachverständigengutachten – insbesondere zu Kürzungen durch die Versicherer. Deutlich wurde, dass die Honorartabelle des BVSK nach wie vor von der Rechtsprechung als ein geeignetes Mittel zur Schätzung des angemessenen Sachverständigenhonorars anerkannt ist.

Den Abschluss setzte der Keynote-Speaker Dr. Jens Wegmann vom Institut für Digitale Prozessoptimierung. Es dauerte einen kurzen Moment, bis alle Anwesenden realisierten, dass dies kein trockener Fachvortrag „Erfolg mit der HEGWZB-Methode“, sondern Comedy auf höchstem Niveau war.

Nachdem der Sachverständigentag coronabedingt mehrmals verschoben werden musste, war es schön, mit anzusehen, wie Teilnehmende und Gäste nach so langer Zeit in Potsdam wieder miteinander ins persönliche Gespräch kommen konnten. Aufgelockert wurde der Sachverständigentag mit dem Get-together-Abend am Vortag und dem Rustikalen Festabend, die erfreulicherweise von cartv und Copart gesponsort wurden.

Durch den Sachverständigentag geführt hatten Dirk Barfs, Präsident des BVSK, und Martin Schmelcher, Geschäftsführer des BVSK, die allen Teilnehmenden, Referenten und auch den Sponsoren und zahlreichen Ausstellern für diese rundum gelungene Veranstaltung dankten.

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