33. Kfz-Sachverständigentag in Potsdam zeigt Chancen und Risiken der Automobilbranche auf

Anlässlich des 33. Kfz-Sachverständigentages des Bundesverbandes der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen

e. V. wies der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie – VDA –, Bernhard Mattes, darauf hin, dass die Automobilbranche einer der Schlüsselindustrien Deutschlands ist, die in den nächsten Jahren im zweistelligen Milliardenbereich investieren wird, in Antriebstechnologie, in Elektromobilität und in neue Mobilitätskonzepte. In nahezu allen Bereichen sowohl in der Antriebstechnik, aber auch in vielen anderen Bereichen sei die deutsche Automobilindustrie führend. Umso unverständlicher ist die teilweise Verteufelung des Automobils und damit verbunden eine nachhaltige Schwächung des Industriestandortes Deutschland. Natürlich bestünde kein Zweifel daran, dass die Dieselthematik Vertrauen zerstört habe. Ein derartiger Vertrauensverlust darf sich, so Mattes, nicht wiederholen.

Auf der anderen Seite darf allerdings auch nicht außer Acht gelassen werden, welche Bedeutung die Mobilität für den Standort Deutschland hat, welche Reduzierungen im Bereich CO2 und NOx in den letzten Jahren bereits erreicht wurden.

Bernhard Mattes machte auch deutlich, dass die neue Technologie der Fahrzeuge sowohl im Antriebsbereich, aber eben auch im Karosseriebereich hohe Anforderungen an die Dienstleister und somit auch an die Kfz-Sachverständigen stellen wird.

Der Entwicklungschef der Firma StreetScooter in Aachen stellte das im Wesentlichen ohne Unterstützung der Automobilindustrie entwickelte Konzept eines rein elektrisch betriebenen Transporters vor, der heute deutschlandweit durch die Post genutzt wird.

Zwischenzeitlich ist die Produktion in einem zweiten Werk geplant. Die Erfolge der Firma StreetScooter sind Beleg dafür, dass individuelle Lösungen für spezielle Kundengruppen gerade auch im Hinblick auf Elektromobilität durchsetzbar sind. 

Der Verkehrspolitische Sprecher der FDP Bundesfraktion, Oliver Luksic, griff das Thema der Digitalisierung auf und machte deutlich, dass sichergestellt sein muss, dass Dienstleister wie Kfz-Sachverständige oder Prüfingenieure Zugang zu den Fahrzeugdaten erhalten. Die Digitalisierung dürfe nicht dazu führen, die Rechte des Autofahrers und die Zugangsmöglichkeiten eines Kfz-Sachverständigen zu beschränken mit der Gefahr, dass eine ordnungsgemäße Schadenbegutachtung bzw. eine Hauptuntersuchung nicht mehr möglich ist.

Dr. Martin Endlein von der DAT stellte in seinem Vortrag die provozierende Frage, ob in Zukunft der Autofahrer seinen Unfallschaden selbst kalkuliert?

Die technische Komplexität eines Fahrzeuges macht eine Begutachtung eines Unfallschadens lediglich anhand von ein paar mit dem Smartphone gemachten Lichtbildern nahezu unmöglich.

Der Kfz-Sachverständige wird sich in Zukunft viel stärker als bislang mit Fragen der Fahrzeugelektronik befassen müssen. Der Beruf des Sachverständigen verändert sich. Die Bedeutung der Auswertung im Fahrzeug gespeicherter Daten wird zunehmen und der Sachverständige wird völlig neue Aufgaben rund um das Automobil im Bereich sogenannter Mobilitätskonzepte übernehmen.

Am Ende des Sachverständigentages blickte ein Zukunftsforscher für eine Zeitspanne von 10 Jahren nach vorne und skizzierte ein Bild der Mobilität, das für viele heute noch nicht vorstellbar ist. Klassische Automobilhersteller werden sich in den nächsten Jahren zu modernen Mobilitätsdienstleistern entwickeln.

Der 33. Kfz-Sachverständigentag warf ein spannendes Bild in die Zukunft des Berufes des Kfz-Sachverständigen, aber eben auch in die künftige automobile Welt.

Präsident Dirk Barfs beschrieb die Gefahren für die, die sich auf die neuen Gegebenheiten nicht rechtzeitig einstellen, sah aber gleichzeitig auch die Chancen des Berufsstandes, der sich in die Mobilitätskonzepte der Zukunft integriert.

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